Totholz und Insekten im Wald

Wald-Wild-Erlebnispfad Station 3

Borkenkäferarten sind „sekundäre“ Schädlinge, das heißt sie finden nur in kränkelnden und absterbenden Bäumen günstige Entwicklungsbedingungen. Doch auch durch Windwurf, Schneebruch oder Emissionen geschwächte Nadelbäume (meist Fichten) können als Brutstätte dienen. Bei günstigen Witterungsverhältnissen und ausreichend Brutmaterial (zum Beispiel nach Katastrophen wie dem Orkan „Lothar“ oder „Kyrill“) ist eine Massenvermehrung möglich. Die Käferpopulation steigt dann so stark an, dass auch gesunde und vitale Bäume befallen werden und absterben können. Der Borkenkäfer ist hierzulande zu einem primären Schädling geworden.

Er ist einer der gefährlichsten Schädlinge in der Forstwirtschaft. Es gibt unterschiedliche Arten, die unterschiedliche Baumarten befallen. Die aggressivsten Borkenkäfer sind der Buchdrucker und der Kupferstecher, die beide die Fichte befallen. In den Medien werden diese beiden Arten nicht unterschieden – dort heißen sie nur „Borkenkäfer“.

Doch auch darüber hinaus gibt es eine große Anzahl Insekten, die sich innerhalb kurzer Zeit stark zu vermehren wissen.

Milde Winter, lange Trockenphasen, das Fehlen von Fressfeinden und Monokulturen begünstigen den Vorgang. Wenn Schädlinge massenweise auftreten, können sie große Zerstörungen im Wald anrichten. Hierzu gehören die Raupen verschiedener Schmetterlingsarten, denen junge Knospen und Blätter als Nahrung dienen.

In Wirtschaftswäldern mit hohem Kiefernanteil kommt es zum Beispiel nach Stürmen oder Trockenzeiten immer wieder zur massenhaften Vermehrung des Kiefernspanners, nachdem eine Vielzahl von Kiefern innerhalb kurzer Zeit absterben.

Vorbeugende Maßnahmen, wie das regelmäßige Kontrollieren und das frühzeitige Entfernen bei Befall, sind hier besonders wichtig. Befallene Bäume erkennt man am Bohrmehl, welches am Boden um den Stamm zu finden ist, an abfallender Rinde und sich rot verfärbenden Nadeln. Auch der Anbau standortgerechter Mischbestände und viele unterschiedliche Insektenfresser wie Ameisen, Amphibien, Vögel und Fledermäuse in Wald helfen, Schäden durch Insekten gering zu halten. Bei starkem Befall hilft oft nur, die befallenen Bäume einzuschlagen und zu entfernen, um eine weitere Ausbreitung zu begrenzen. Der Einsatz von Insektiziden kommt im Wald nur in seltenen Ausnahmefällen in Betracht.

Besonders lieben die sogenannten Schädlingen (leider) auch die Eiche. Allein auf diese Baumart stürzen sich fast 300 verschiedene Falterarten, wie etwa der Eichenwickler, Frostspanner und Schwammspinner.

Einer der momentan aktuellsten Falter ist der Eichenprozessionsspinner.

Der Eichenprozessionsspinner (Thaumetopoea processionea)ist ein Nachtfalter. Er bevorzugt warm-trockenes Klima und breitet sich aufgrund der Klimaveränderungen immer stärker in Deutschland aus. Die Brennhaare der Raupen sind für Mensch und Tier gefährlich und lösen allergische Reaktionen aus.

Der unscheinbare Falter ist 25 bis 32 Millimeter groß, nachtaktiv und schwärmt in den Monaten Juli, August und teils bis in den September. Die Weibchen legen im Sommer circa 200 Eier ab. Diese Eiablagen befinden sich an ein- bis dreijährigen Zweigen, gerne an der Südseite der Bäume im obersten Kronenbereich. Die Jungraupe überwintert im Ei, sie kann tiefe Wintertemperaturen bis  -29 Grad Celsius überstehen und schlüpft dann um April/Mai.

Kurz nach dem Schlüpfen schließen sich die Raupen zu den typischen „Prozessionen“ zusammen. Abends wandern sie so gemeinsam zum Fressen in die Baumkrone. Mit bis zu 30 Tieren nebeneinander können sie 10 Meter lange Prozessionen bilden.

Die Entwicklung der Raupen umfasst sechs Stadien. Am Ende erreichen die Raupen eine Körperlänge von rund 4 Zentimetern. Sie sind von Anfang an stark behaart. Ab dem dritten Larvenstadium bilden sie die Brennhaare mit dem Nesselgift Thaumetopein. Dann sind sie für Mensch und Tier überaus gefährlich. Eine Gefährdung besteht besonders beim direkten Kontakt mit den Raupen.

Je nach Temperatur verpuppen sich die Altraupen Mitte bis Ende Juni. Dazu spinnen sie sich in ockerfarbene Kokons und bilden ein sehr großes Gespinstnest. Nach drei bis fünf Wochen schlüpfen die Falter.

Diese Häutungsnester und die am Baum oder am Boden verbleibenden Verpuppungsgespinste sind eine ganzjährige Gefahr. Die Brennhaare bleiben an Kleidung und Schuhen haften und lösen bei Berührung toxische Reaktionen aus. Das Toxin der Brennhaare ist über mehrere Jahre aktiv. Somit stellt sogar Brennholz aus diesen Gebieten einen Risikofaktor dar. 

 

Tipps zum Schutz


Generell dürfen Raupen und ihre Nester auf keinen Fall berührt werden. Schon bei Verdacht eines Gifthaarkontakts können folgende Maßnahmen helfen:

 

  • Kleidung umgehend im Freien (!) wechseln, Schuhe nass reinigen
  • Kleidung bei mindestens 60 Grad waschen
  • Sichtbare Raupenhaare mit einem Klebstreifen entfernen
  • Gründliche Dusche mit Haarreinigung und Augenspülung mit Wasser
  • Betroffene Gegenstände wie das Auto waschen und saugen
  • Bei Hautreaktionen sollte der Hausarzt aufgesucht werden, bei Atemnot sofort den Rettungsdienst alarmieren


Quelle: ECARF (Europäische Stiftung für Allergieforschung)