Spechte und andere Vögel im naturnahen Wald

Waldlehrpfad Station 7

„Schlampiger Wald, nicht aufgeräumt!“ oder „Das Brennholz muss man doch nutzen! Warum wird das denn nicht aus dem Wald geholt?“ mag manch einer vielleicht beim Anblick des Stadtwalds denken. Viele Jahre lang wurde der Zuwachs der Wälder möglichst vollständig verwertet. Jeder vom Wind umgeworfene Baumstamm, jeder Ast, sogar die Streu am Boden: alles wurde genutzt. Heute wird, was für manche nach mangelnder Waldpflege aussieht, mit Absicht so gelassen.

Denn: Es geht dabei um Naturschutz. Doch wieso haben tote oder absterbende Bäume einen besonderen Wert für das Ökosystem Wald? Die ersten Organismen, die einen geschwächten Baum befallen, sind meist Pilze oder Insekten. Sie zersetzen das Holz und Laub und öffnen vielen anderen Tieren und Pilzen dadurch Tür und Tor zum Schlaraffenland. Der tote Baum dient als Nahrungsquelle, Lebensraum und Brutstätte zugleich. Denn wo viele Insekten und Pilze leben, ist auch für größere Tiere der Tisch reich gedeckt. Die Artenvielfalt, die durch Totholz entstehen kann, ist beeindruckend. Ohne Totholz wären im Stadtwald viel weniger Vogelarten unterwegs. Vor allem Spechte, aber auch viele andere Vogelarten - viele Meisenarten zum Beispiel - finden dort neben Nahrung auch einen Wohnraum oder Nistplatz. Auch Fledermäuse, Käuze und Siebenschläfer sind bei ihrer Suche nach einem geeigneten Unterschlupf auf Totholz angewiesen. Eine Auswahl:

Alte, dicke und absterbende Bäume sind in Wirtschaftswäldern seltener als in einem Urwald, denn im Wirtschaftswald wird das Holz meist geerntet, solange es noch als Werkstoff oder zumindest als Brennholz taugt. Ist das Holz einmal von Insekten und Pilzen befallen, lässt es sich kaum noch nutzen oder verkaufen. Qualitativ hochwertiges Holz erzielt gute Preise, was dem Wirtschaftsziel vieler Waldbesitzer entspricht. Mit jedem Baum, der im Wald verrottet, verzichtet der Eigentümer auf bares Geld in Form möglicher Holzerlöse.

Für Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer steigt zudem mit jedem stehengelassenen, toten Baum das Sicherheits-, Unfall- und Haftungsrisiko. Einhergehend damit ist der Betriebsaufwand größer. 

Der Fürther Stadtwald zählt zu den ökologisch beispielhaft bewirtschafteten Wäldern in Bayern. 1976 wurde der Stadtwald zum Landschaftsschutzgebiet erklärt. 1985 erfolgte die Ausweisung zum Bannwald. Ein Bannwald ist laut Waldgesetz für Bayern (BayWaldG, Art. 11) ein Wald, der auf Grund seiner Lage und seiner flächenmäßigen Ausdehnung vor allem in Verdichtungsräumen und waldarmen Bereichen unersetzlich ist und deshalb in seiner Flächensubstanz erhalten werden muss. Diesem kommt eine außergewöhnliche Bedeutung für das Klima, den Wasserhaushalt oder für die Luftreinigung zu. Diese lange Tradition kann man in Form von Höhlen- und Biotopbäumen sehen und am Gesang der vielen verschiedenen Vögel auch hören.

Morgenausflug in den Wald: welche Singvögel können Sie wann gut hören?

Der Weckreiz unserer Singvögel ist ein bestimmter Helligkeitsgrad während der Morgendämmerung. Damit beginnen verschiedene Vogelarten ihren Gesang gestaffelt zu festgelegten Zeiten und man kann sich im Frühjahr zu einer bestimmten Zeit von einer bestimmten Vogelart wecken lassen. Dabei ändern sich die angegebenen Zeiten entsprechend des örtlichen Sonnenaufgangs. Die Reihenfolge und der zeitliche Abstand bleiben gleich. Der Gesang - meist singt zuerst nur das Männchen – lockt die Partnerin oder den Partner an und grenzt das Revier gegenüber Artgenossen ab.